Als ich im Jahr 2001 (während meines Grundstudiums) anfing mit Webdesign, waren die Übertragungsgeschwindigkeiten noch extrem niedrig. Es war also wichtig, dass Bilder sehr klein und sehr komprimiert waren. Trotzdem konnte man damals bei jeder Website, die man aufrief, zusehen, wie sie sich Stück für Stück aufbaute und Bilder entweder von oben nach unten geladen wurden oder erst unscharf und dann schärfer wurden.
Eine vollständige Website mit nur 339 kB
Die Urversion meiner ersten Website – die für den Verlag meiner Mutter, 2001 natürlich noch mit DM-Preisen – zeigte das gesamte Verlagsprogramm mit 39 Büchern, natürlich einer Abbildung von jedem Buchcover, aufgeteilt auf fünf verschiedenen Kategorieseiten – und hatte insgesamt nur einen Speicherbedarf von 393 kB! (ca. 1/3 Megabyte!). Zum Vergleich: EIN heute mit dem Smartphone aufgenommenes Foto braucht ALLEIN 20- bis 40 mal so viel Speicherplatz wie damals die gesamte Website.
Noch 2009 passte die inzwischen fünfte Version der Website mit insgesamt 122 Dateien und nur 881 kB immer noch locker auf eine 3,5“-Diskette mit 1,44 MB Speicherkapazität! Unvorstellbar, mit welchen Datenmengen wir heute im Webdesign hantieren.
Mir war schon damals wichtig, dass Websites übersichtlich sind, sauber gecodet sind und schnell laden. Ich schrieb den HTML- und CSS-Code von Hand, für alle Webprojekte, was sehr schlanken Code bedeutete und mir mehr als einmal von Fachleuten aus meinem Umfeld (die sich nicht nur meine Website, sondern auch den dahinter liegenden Code anzeigen ließen) Komplimente einbrachte.
Die Zeit der blinkenden Word-Arts
In den Anfängen des Webdesigns gab es ja ein paar sehr spezielle Trends wie sichtbare Besucherzähler und animierte 3D-Schriften mit Farbverläufen. Um diese machte ich einen großen Bogen, bevorzugte schon damals eine eher schlichte Gestaltung, die auf das Wesentliche fokussiert. Was mir gefiel, waren Frames: geteilte Websites, wo das Menü nicht mit wegscrollt, weil nur der Inhalt gescrollt wird, empfand ich als sehr nutzerfreundlich und nutzte ich für längere Seiten gern.
WordPress: Schöne neue Welt der Custom Post Types
2012 kam ich in meinem damaligen Hauptberuf in Kontakt mit WordPress und setzte mich mithilfe eines guten Fachbuchs (WordPress 4.0 von Alexander Hetzel) auseinander mit den verschiedenen Post Types wie Seiten, Beiträge, Produkte etc. Plötzlich ging in meinem Kopf eine Glühbirne an: Wenn ich die Verlagswebsite dynamisch aufbaue, also die Informationen nicht direkt einpflege, sondern über eine Datenbank, muss ich nicht mehr jedes neue Buch auf vier verschiedenen Seiten einpflegen (Neuerscheinungen, Kategorieübersicht, Einzelansicht und Titelverzeichnis)! Sondern ich pflege jedes Buch wie ein Produkt ein (einen Onlineshop hatten wir nie, da der Vertrieb des regionalen Verlages überwiegend durch den lokalen Buchhandel abgedeckt wurde) und lege fest, an welcher Stelle der Website welche Eigenschaften eines jeden Produkts automatisch angezeigt werden. – Für die Benutzeroberfläche des Redaktionssystems (CMS) entwickelte ich eine Eingabemaske für die Produkte, die genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten waren und von der Verlegerin selbst unkompliziert und störunfällig bedient werden konnte.
Für meine danach folgenden anderen Webdesign-Projekte war es jeweils vom Bedarf des Kunden abhängig, ob ich WordPress als CMS (Customer Management System) nutzte oder nicht.
- Ohne CMS hatte den Vorteil, dass sie schlanker ist, da die Inhalte direkt und nicht über eine Datenbank „gezogen“ werden. Und dass keine Updates notwendig sind.
- Mit CMS bedeutete, dass die Kunden es selbst pflegen konnten – was nur dann funktionierte, wo es regelmäßige Änderungen gab. Eine unbekannte Benutzeroberfläche löst bei den meisten Menschen wohl eher unwohlsein aus und die Angst, „etwas kaputtzumachen“.
Noch heute würde ich Miniprojekte wie eine Web-Visitenkarte eher von Hand erstellen, weil ein schweres CMS dahinter einfach keinen Sinn ergibt. Es ist ebenso schnell erstellt, lädt sehr schnell, Suchmaschinen lieben es, und der Kunde muss sich nicht um Updates von WordPress oder PHP kümmern/sorgen.
„Ein bisschen barrierefrei“
Um Barrierefreiheit machte ich mir eher wenig Gedanken. Aber immerhin eines hatte ich schnell verinnerlicht: Text, der in einem Bild enthalten ist, kann weder von Screenreadern gelesen werden noch über Suchmaschinen gefunden, und er kann auch nicht vom Nutzer kopiert und weiterverwendet werden. Die Trennung von Text und Bild war deshalb frühzeitig eine Selbstverständlichkeit für mich, als in vielen Agenturen Schriftzüge im Bild noch lange zum Standard gehörten (auch weil auf diesem Wege unkompliziert besondere Schriften als Designelement verwendet werden konnten, lange bevor Google Fonts aufkamen).
Jetzt wo ich weiß, wie wenig Mehraufwand Barrierefreiheit eigentlich bedeutet, ist es mir ehrlich gesagt ziemlich peinlich, dass ich mich nicht früher vernünftig mit der Thematik auseinandergesetzt habe. Aber wie so oft: Was einen selbst nicht betrifft, rückt allzu schnell in den Hintergrund. Deshalb ist es gut, dass es EU-Richtlinien gibt, die dafür sorgen, dass eigentliche Selbstverständlichkeiten auch selbstverständlich umgesetzt werden.
Womit wir schon beim nächsten Thema sind:
DSGVO und (legal) cookiebannerfreie Websites
Als die DSGVO aktuell wurde, hatte ich das Glück, von der IHK zu einem großartigen Vortrag eingeladen zu werden, der mir als völligem Neueinsteiger in die Thematik auf Anhieb ein intuitives Verständnis dafür ermöglichte, was die DSGVO „will“, „meint“ und wie sie umzusetzen ist.
Auch wenn die Frage „Ist es nun eigentlich noch erlaubt, Google Fonts von Google einzubinden?“ (woraufhin die Daten von Google geladen werden) mit „eigentlich nicht, abschließende Urteile stehen aber noch aus“ nicht final beantwortet werden konnte, war für mich klar: „Nutzerdaten gehören, solange vom Nutzer nicht explizit genehmigt, NICHT in fremde Hände – und schon gar nicht in die von Google!“
Ich gehörte zu den wenigen Webdesignern, für die bei Inkrafttreten der DSGVO klar war: Google Maps, Google Fonts und Google Analytics kommen nicht mehr in Frage! Während viele erfahrene Webdesigner und große Agenturen noch meinten, es wäre doch ein „berechtigtes Interesse“, dass die Seite schnell geladen wird oder die Marketingdaten genutzt werden könnten, und dafür wäre die Datenweitergabe an Google gerechtfertigt. Was dann ja irgendwann, wenn auch viel zu spät, rechtlich geklärt wurde.
Ich gehörte zu den allerersten und sehr wenigen Webdesignern, die auf Google-Dienste und generell auf Cookies vollständig verzichteten. Und eine der Pioniere in Sachen „Websites ohne Cookie-Banner“. Vielen war ja sehr lange gar nicht klar, dass es für technisch notwendige Cookies (wie zum Beispiel eine Warenkorb-Funktionalität für einen Webshop) natürlich auch kein Cookiebanner und eine aktive Entscheidung/Zustimmung des Nutzers braucht.
Responsive Webdesign
Als ich mich 2016 mit „Web und Text“ selbständig machte, war responsive Webdesign dabei, sich zum neuen Standard zu entwickeln, und mir war schnell klar, dass „mobile first“ – also zuerst die Geräte mit niedrigeren Laderaten zu berücksichtigen – zur Grundlage meiner Arbeit wird.
Design nur als Werkzeug
Nicht meinen Geschmack trafen allerdings Websites bzw. Blogs, die auch auf großen Bildschirmen nur noch aussahen wie ein Nebenprodukt einer mobilen Website – mit viel zu großem Text und extrem schmalem Satzspiegel. Mir war es immer wichtig, den Nutzern aller Bildschirmgrößen möglichst gleichermaßen gerecht zu werden – und das Design nur als Werkzeug, nicht als Hauptsache zu verstehen.
„Technik muss dienen“ und „Form follows function“ sind für mich wesentliche Grundsätze meiner Arbeit. Eine weitere Grundüberzeugung ist, dass ich die Websites nicht „für Google“ entwickele (also immer mit Blick auf die Suchmaschinenoptimierung), sondern in erster Linie für die Nutzer meiner Kunden. Ich bin überzeugt, dass nutzerfreundliches Denken die beste Maßgabe ist, um schlüssige, suchmaschinenfreundliche und vertrauenbildende Websites zu entwickeln.
Lernerfahrungen
Ich habe in meinen ersten Jahren als Freiberuflerin gemerkt, dass es nicht so einfach ist, wenn man zugezogen ist und noch nicht über die Kontakte verfügt, die einem den Start in die Selbständigkeit erleichtern. Nicht: hier einen Auftrag über Verwandte, dort einen über Bekannte der Eltern.
Es war kein Problem, da meine Kinder noch klein waren und ich klein beginnen wollte, um mit ihnen die Nachmittage verbringen zu können. Ohne den Zeitdruck „Eigentlich müsste ich jetzt am Rechner sitzen“ oder „Ich bin so müde, weil ich die Nacht durchgearbeitet hab.“
Ich habe festgestellt, dass es einige Firmen gibt, denen der Zustand ihrer Website einfach egal ist, obwohl sie ihre Arbeit mit Leidenschaft machen. Selbstdarstellung ist nicht jedermanns Sache, und wenn jemand sich vor Aufträgen nicht retten kann, weil sich herumgesprochen hat, dass er gute Arbeit macht – kann ich es auch irgendwie nachvollziehen.
Glücklicherweise funktioniert auch in Nordfriesland das Marketing nicht ausschließlich auf diese Weise, und ich stellte bald fest: Die passenden Kunden finden mich schon. Die Kunden, denen es Freude macht, wenn ich gemeinsam mit ihnen eine Website entwickele, in denen sie sich, ihr Unternehmen, ihre Werte und ihre Ziele wiederfinden. Bei der sie merken, dass sie ihr Tagesgeschäft unterstützt.
Ich habe außerdem gelernt, dass ich nicht immer die günstigsten Preise haben kann. Spätestens mit Plattformen, wo Aufträge weltweit versteigert werden und mit Unternehmen, die mithilfe von Subunternehmern aus Indien (die auch mich wöchentlich in wirklich perfektem Deutsch anschreiben und eine Zusammenarbeit anbieten) professionell aussehende Websites zu absurd günstigen Preisen anbieten können, gerät ein normales Preisgefüge zunehmend in Schieflage.
Zwischen Werbefachleuten und großer Agentur
Ich bin überzeugt, dass ich als Freiberuflerin, die ihre Arbeit noch selbst erledigt – gemeinsam mit Kollegenbetrieben vor Ort, die meinen Kompetenzbereich bei Bedarf vergrößern (Grafikdesign, Informatik) – die perfekte Nische gefunden habe zwischen Universal-Werbefachleuten (die breiter aufgestellt und daher meist weniger auf Webdesign, Struktur und Texte spezialisiert sind) und den großen Agenturen (die trotz der oft hohen Preise und der größeren Manpower ja „auch nur mit Wasser kochen“ und vor allem für größere Kunden mit speziellen und sehr komplexen Anforderungen sowie für sehr kurzfristig zu realisierende Projekte die ideale Wahl sind, außerdem natürlich bei mittleren und großen Kunden, die über keine eigene Marketingabteilung verfügen und „alles aus einer Hand“ möchten).
Ich erhalte nun zunehmend Aufträge aus Weiterempfehlungen und merke, dass sich die Geduld, die ich anfangs brauchte, ausgezahlt hat.
Ich freue mich darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wie stellen Sie sich Ihre Website vor?